Jedes Jahr im November hat die Okertalsperre Niedrigwasser. Am Ende des Sommers, vor dem Winter, kann man jedes Jahr vor Mittelschulenberg (dort wo die Lange und der Schalkerbach in die Talsperre fließen) vom Ufer in den abgelassenen Bereich hineingehen. Nach und nach kommt man auf dem Weg nach Alt-Schulenberg zu den ersten überfluteten Mauern und einer Brücke. Das letzte Mal war ich 2015 dort. Hier findet ihr die Fotos des Tiefstandes von 2014 dazu.
Dieses Jahr war vieles anders. Durch den unglaublich guten und langen Sommer und vor allem die lange Zeit ohne Regen, hat die Okertalsperre einen historischen Tiefstand, wie ich es noch nicht erlebt habe. Laut Zeitungsmeldung ist unsere Talsperre nur noch zu weniger als 20% gefüllt. Wer hätte gedacht, dass es mal in Niedersachsen zu einem Wassermangel kommen würde. Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt.
Unser Ausflug beginnt in Altenau, wo wir zur Vorsperrmauer aus gefahren sind. Dort sieht man kein Wasser der Hauptsperre mehr. Stattdessen meandert das letzte Wasser metertief im alten Flussbett. Daneben verlief die alte Straße des Okertals. Vom Parkplatz des "Windbeutlekönigs" (das alte Gasthaus Gemkental stand übrigens auch unten, in dem heute überfluteten Bereich) aus sieht man die alte Straße sehr schön und die noch erhaltene Brücke des alten Gemkentals. Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten können wieder Menschen diesen Weg gehen und die Brücke benutzen (auch wenn sie dick von Lehm bedeckt ist).
Beide großen Seitearme der Okertalsperre sind "trocken"
Fährt man ein kleines Stück Richtung Weißwasserbrücke weiter, sieht man die Grundmauern des alten "Weißleder-Hauses" und dann von der Weißwasserbrücke den mehr als 20m tief ins Wasser hineingleitenden Felsen, der bei Hochwasser sonst kaum sichtbar ist.
Diese Brücke habe ich bisher nie gesehen.
Wir sind dann weiter nach Schulenberg gefahren und am Grundstück des ehemaligen DLRG-Hauses den Weg hinuntergegangen. Neben den alten Schienen, die man dort noch sieht, kann man unten im Tal die Ruinen des alten Euler-Hauses erkennen, mit noch intakten Mauerwerk, vermutlich dauerhaft seit 1956 überspült.
Im Stern stand, dass es das alte Forsthaus Mittel-Schulenbergs sei, was aber nicht richtig ist!
Das Haus der Familie Euler in Mittelschulenberg
Drumherum fanden wir weitere alte Zeugnisse, wie einen alten Zink-Eisenbottich und auch Müll, wie eine nicht verweste Plastiktüte und einen Silvesternknaller aus den letzten Jahren.
Generell finden unter Wasser alle Zersetzungsvorgänge nur sehr langsam statt. Zersetztende Insekten gibt es dort nicht und es liegt in dieser Zerrschicht, ab ca. 10m Tiefe, kaum noch Sauerstoff vor. Deshalb sind nach dem Fällen der Bäume, alle in den 50er Jahren zurückgelassen Baumstümpfe noch gut sichtbar und wirken relativ unbeschädigt.
Reste einer vergangenen Zeit!
Auch die noch erhaltene Trockenmauer mitten ehemaligen Bachbett ist noch teilweise intakt.
Die Bereiche, die nun schon mehrere Wochen freigelegt sind, beginnen bereits wieder grün zu werden. Selbst im November fand ich hier Gräser und Kamillen, typische Erstbesiedlerpflanzen.
Ich bin mal gespannt, wie weit das Wasser noch in den nächsten Wochen absinken wird. Vielleicht kommen ja auch die verschwundenen Delphine oder sogar noch weitere mauern zum Vorschein!
Hier ca. 80 Fotos vom historischen Tiefstand der Okertalsperre im November 2018